ONE OCEAN – THEMENPAVILLON EXPO 2012
Der Themenpavillon ist eines der Hauptgebäude der EXPO in Yeosu, Süd-Korea. Der Entwurf von Soma soll ein bleibendes Wahrzeichen erzeugen, das sich in seinen urbanen und natürlichen Kontext einfügt.
Entwurfskonzept
Wir erleben den Ozean auf zwei Weisen, als endlose Oberfläche und – im eingetauchten Zustand – als Tiefe. Das Erleben des Meeres als endlose Oberfläche und als Tiefe war die geistige Basis für den Entwurf der Ausstellungskörper. Kontinuierliche Flächen verdrehen sich von vertikalen Zylindern zu horizontalen Ebenen und generieren dabei zwei unterschiedliche Ausstellungsbereiche: Die multimediale Ausstellung in den vertikalen Räumen lässt die Besucher in das Thema der EXPO gleichsam »eintauchen«. Die »Best Practice Area« auf der horizontalen Ebenen des Obergeschosses funktioniert hingegen als flexibler Ausstellungsraum für Innovationen aus Forschung und Technik.
Kontinuierliche Übergänge zwischen Gegensätzen prägen auch die äußere Erscheinung des Themen-Pavillons. Blick man vom Meer auf den Pavillon, erzeugt die dichte Anordnung der Ausstellungskörper eine neue mäandernde Küstenlinie. Vom Land aus betrachtet wirkt das Gebäude als begehbare künstliche Landschaft mit geschwungenen Wegen, Dachgärten und Aussichtplattformen.
Die topographischen Linien der Dachlandschaft verwandeln sich wiederum in die beweglichen Lamellen der kinetischen Medienfassade, die sich dem Eingang der EXPO und der „Digital Gallery“ zuwendet. Die Ausstellungen dieses Pavillons werden den Besuchern Überblick und Einführung zum Thema der Weltausstellung "The living Ocean and Coast" bieten.
Urbaner Kontext
Das Permanente Gebäude wird entlang einer neuen Promenade in einem ehemaligen industriellen Hafenbecken errichtet. Nach der Weltausstellung soll die Promenade als urbaner Strand für Touristen und Einheimischen Freizeitaktivitäten anbieten.
Raumprogramm und Erschließung
Der Haupteingang befindet sich am »Ocean Plaza«, der durch die Auskragung des Gebäudes teilweise beschattet ist, um so eine Wartezone für die Besucher zu schaffen. Das Foyer ist zur Promenade hin als offener, fließender Raum konzipiert, dessen Grenzen durch die verdrehten Flächen der Ausstellungskörper definiert werden. Zur Meerseite hingegen werden die Ausblicke auf den offenen Ozean durch die vertikalen Flächen und die dreieckigen Öffnungen gerahmt und inszeniert.
Die Ausstellungskörper (Cones) wurden einer räumliche Sequenz folgend moduliert. Von den kleineren Zylindern der Pre-Show mit einer Raumhöhe von 6 m gelangt man in den 1000 m² großen Raum der Main Show mit einer beeindruckenden Raumhöhe von 20 m. Von dort gehen die Besucher weiter in die intimeren Bereiche der Post Show und auf die schwimmende Plattform. Interessierte Besucher gelangen über Aufzüge in die Best Practice Area im Obergeschoss, einem offenen flexiblen Ausstellungsbereich und auf das Dach.
Die Dachlandschaft funktioniert als dritte Ausstellungsfläche. Hier treffen die Besucher auf Gärten mit lokalen Pflanzen und einen 360°-Ausblick über die umgebende Landschaft und das Expo-Gelände. Um den Pavillon zu verlassen, gehen Besucher den geschwungenen Panorama-Weg zur Promenade hinab.
Bionische kinetische Fassade – analoge Effekte
Die im Wettbewerb vorgeschlagene neuartige kinetische Fassade wurde nach bionischen Prinzipien gemeinsam mit Knippers-Helbig Ingeneuren aus Stuttgart entwickelt und unterstreicht so den innovativen und ökologischen Ansatz der EXPO.
Im Gegenstück zu den virtuellen, multimedialen Inszenierungen in der Themen-Ausstellung will die kinetische Fassade, wie auch die gesamte Architektur des Pavillons einprägsame Erlebnisse durch analoge Mittel erzeugen. Die beweglichen Lamellen der kinetischen Fassade kontrollieren tagsüber den Lichteinfall im Foyer und in der Best Practice Area. Einzeln angesteuert ermöglichen sie durch versetztes Öffnen und Schließen eine Choreographie von wellenartigen Mustern auf der gesamten Länge des Gebäudes.
Nach Sonnenuntergang wird der visuelle Effekt der Öffnung durch LEDs verstärkt, die an der Innenseite der Lamelle eingelegt sind. In geöffneter Position strahlen die LEDs auf die jeweilige Nachbar-Lamelle. Das bionische Prinzip erzeugt so einen konsistenten Effekt: Geometrie, Materialeigenschaften, Öffnungswinkel und Licht greifen nahtlos ineinander. Je länger die Lamelle, desto weiter der Öffnungswinkel, desto größer die beleuchtete Fläche.
Die Lamellen der Fassade werden aus glasfaserverstärktem Kunststoff gefertigt und benutzen dessen Materialeigenschaften für den Bewegungsvorgang. Die kinetische Lichtfassade vereint somit technische Innovation mit einer überraschenden, sich wandelnden Präsenz und kommuniziert die Absichten der Expo auf emotional bewegende Weise.
Klimakonzept
Die Zwischenräume der Ausstellungskörper sind nach der Hauptwindrichtung ausgerichtet um das Foyer und die Best Practice Area besser natürlich belüften zu können. In den vertikalen Ausstellungsräumen wird die klimatisierte, gekühlte Luft über den Boden eingebracht um so das konditionierte Volumen zu verringern. Tagsüber kontrollieren die Lamellen der kinetischen Fassade den Eintrag von Sonnenenergie. Solarpaneele am Dach versorgen den Betrieb der Gebäudetechnik. Die klimatischen Eigenschaften des Gebäudes wurden eingehend von Transsolar analysiert und simuliert, um den Energieverbrauch zu reduzieren und die Effizienz zu erhöhen.